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Signatur Hammerfluegel Johann Hinlle, Wien 1810

Porzellan-Vignette, bemalt,  im vergoldeten Messingrahmen
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Signatur über der Klaviatur
 



Der Wiener Hammerflügel von Johann Hinlle, Wien um 1812x
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Der Hammerflügel von Johann Hinnle, erbaut in Wien um 1812 gehört aufgrund seiner außergewöhnlichen Ausstattung und seines guten Erhaltungszustandes zu den bedeutendsten Zeugnissen des Wiener Klavierbaus des beginnenden 19. Jh..  Das Instrument ist klanglich von erlesener Schönheit, es befindet sich im Besitz von Prof. Christine Schornsheim 


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Klaviaturumfang: FF – f4

 
Maße des Instruments: (ohne Deckel)
Länge: 2122 mm
Breite: 1152 mm


Mechanik:
Wiener Prellzungenmechanik mit Messingkapseln mit Fängerleiste (ohne Prellzungen-Leiste)
Stiefeldämpfung

Prellzungen-Mechanik  Hinlle-Hammerflügel- Taste FF
Hammer der Taste FF des Hinlle Hammerflügels, markant ist die Kastenform der Hammerköpfe in Verbindung mit einer äußerst dünnen Belederung-in der Art von Brodmann.
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Veränderungen:
6 Pedale
Funktionen von links nach rechts:


1 Una corda
2 Fogottzug
3 Forte = Dämpfungsaufhebung
4 Moderator
5 Harfenzug
6 Janitscharenzug

Klaviaturbeläge
Untertasten: Elfenbein
Obertasten: Ebenholz

Gestaltung und Ausstattung:
Diese Flügelform prägen die abgeschrägten und kasettenförmig herausgehobenen Gehäusekanten. die Klaviatur ist umrahmt von gegliederten schwarz gefüllten Flächen über denen vergoldete Bronzebeschläge liegen. das Gehäuse, furniert in Feinstem Mahagoni, Zargenunterkanten und Deckelkanten sind schwarz Abgesetzt, Die Oberflächen sind mit originalen Lacken poliert

Lyra-Gruppe mit Apoll und Musen- am Hinlle Hammerflügel, Wien um 1810
LYRA- GRUPPE MIT APOLL UND MUSIZIERENDEN MUSEN
(VOR DER RESTAURIERUNG)

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Gestell und Lyra

Das Gestell des Flügels ist außergewöhnlich kunstvoll, das Instrument wird von vier vollplastisch ausgearbeiteten vergoldeten Karyatiden getragen, die Lyra-Gruppe bildet ein Apoll (nackt), umrahmt von zwei, auf Leier und Flöte musizierenden Damen (Arme und Instrumente teilweise verloren)


Vergleichsinstrumente:


weitere Klavier-Instrumente von Johann Hinlle sind bisher nicht bekannt





Informationen zum Instrumentenbauer:
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Johann Hinlle (1792-1862)
unten stehenden Archiv- Informationen zu Folge verlor Johann Hinlle  1806, im Alter von 13 Jahren seine damals 40 jährige Mutter Theresia. Nur 4 Jahre später- also mit knapp 18  Jahren  beantragte er eine Befugnis zum Klaviermacher (dafür musste er bereits überragende selbständige Fähigkeiten nachweisen). 1811 wurde ihm der Sohn Ludwig geboren, der im Alter von 7 Jahren an der Auszehrung starb. 1832 gab Johann Hinlle seine Klavierbauer- Befugnis zurück und ward fortan als Kontrabassist unterwegs. Der Kontrabass war ihm wohl von Hause her vertraut , da sein Vater ein berühmter Kontrabassbauer war. Johann Hinnle verstart 1862 an Luftröhrenschwindsucht.
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Johann Hinlle (auch  Hienle, oder Himle genannt) , ersuchte 1810 in Wien um eine Befugnis als Klaviermacher, die ihm 1811 gewährt wurde. 1812 ließ er sich auf der Wieden, Ziegelofen­gasse 337 nieder, wechselte 1815 seinen Wohnsitz nach der Wieden 454 (existiert nicht mehr), 1816-1820 führte er sein Geschäft auf der Wieden, Waaggasse 208. Um 1820 übersiedelte er wieder auf die Wieden 445 (identisch mit vorgenannter Nr. 337), war 1823-1825 Neue Wieden 465 und in den Jahren 1826/27 Alser Vorstadt, Schwarzspanierhaus 200  ansässig.

Der Vater Leopold Georg Hindle (auch Hinnle) war Geigen-  und Lautenmacher, geboren um 1774 in Türkheim (Württemberg), gestorben 23. November 1839 in Wien. Er ersuchte 1800 in Wien um eine Befugnis, wohnte von 1816-1822 Wieden 38 (existiert nicht mehr), 1823 Wieden, Große Neugasse 344, verbrachte die letzten Lebensjahre als Pfründner des Armeninstitutes. Leopold Hindle hatte sich auf die Erzeugung noch heute sehr gesuchter Kontrabässe spe­zialisiert. Sein Sohn Johann (1792-1862) auch als ein bekannter Kontrabassist gerühmt.


nach Helga Haupt, Wiener Instrumentenbauer von 1791-1815, in: Studien zur Musikwissenchaft, Böhlaus Verlag, Graz 1960.

Johann Hinle war befugter Klaviermacher, geboren 1782 in Türkheim/ Württemberg, gestorben am 17. Mai 1833. Er wohnte bereits 1819 auf der Wieden Nr. 465, wo ihm am 8. Juni d. J. sein Sohn Ludwig, geb. 1811, an der Aus­zehrung verstarb.  1828 wohnte er im "Schwarzspanierhaus" in der Al­servorstadt und annoncierte in dieser Zeit ein "Doppel-Clavier mit vier Mu­tationen und von der Größe, daß während des Spielens zehn Personen da­rauf speisen können". In seinem Todesjahr wohnte er am Alsergrund Nr. 200, wo er an der Luftröhrenschwindsucht verstarb. Er hinterließ seiner Witwe Susanna und seinem 1833 bereits großjährigen Sohn Johann keinen nennenswerten Besitz.

HINLE, Johann, befugter Geigen-  und Lautenrnacher, geboren 1793, Reichte 1817 um eine Befugnis ein, die sofort bewilligt, aber bereits 1832 von ihm zurückgelegt wurde. Er war der Sohn des Geigenmachers Leopold Hinle und wurde später Musiker.


Der Vater HINLE, Leopld Hinle, befugter Geigenmacher, wohnte 1806 in Margarethen Nr. 154 im Greißlerhaus; hier verstarb ihm am 9. November d. J. seine 1766 geborene Gattin Theresia, gebürtige Altwirth aus Wien, an rheumatischen Seitenstichen132. Sie hinterließ ihm zwei zu diesem Zeitpunkt noch minder­jährige Kinder. Johann, 13 Jahre alt und Anna, geb. 1803. Sie starb testamentlos ohne Vermögen. Leopold Hinle sagte 1828 seine Befugnis an­heim, worin er noch im selben Jahre angenommen wurde.

nach Helmut Ottner,  Der Wiener Instrumentenbau 1815-1833, Schneider Verlag, Tutzing 1977




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 Der Hammerflügel Johann Hinlle
Wien um 1812


Fortepiano Johann Hinlle, Wien um 1810
Der Hammerflügel von Johann Hinlle in Konzerten mit Christine Schornsheim
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Christine Schornsheim am Hinlle Hammerflügel.
 einige Konzerttermine
 mit Christine Schornsheim
 am historischen Hinlle-Hammerflügel:
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Sonntag, 14.4.2013, 20:00 Uhr/
Konzerthaus Berlin, Gendarmenmarkt/  Berlin
Christine Schornsheim
am historischen Hinlle Hammerflügel &
am historischen Tangentenflügel, Schmahl/ Regensburg 1790
, mit der Akademie für alte Musik unter Marcus Creed


Freitag, 19.4.2013, 20:00 Uhr/
Prinzregententheater/ Prinzregentenplatz 12/ München
Christine Schornsheim
am historischen
Hinlle Hammerflügel &
am historischen Tangentenflügel, Schmahl/ Regensburg 1790

mit der Akademie für alte Musik unter Marcus Creed


Sonntag, 16. Juni 2013/ 18.00 Uhr/ Konzert
Musikfestspiele Potsdam, Sanssouci
Palmensaal Neuer Garten:  
"NIE GEHÖRT!?"

Clavierentdeckungen zwischen Berlin und Kopenhagen
Christine Schornsheim
am historischen
Hinlle Hammerflügel
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Wien un 1810 & am historischen Tangentenflügel, Schmahl/ Regensburg 1790


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Hammerflügel- Gestell mit vergoldeten Karyatiden von Johann Hinlle, Wien um 1810
Das Gestell des Hammerflügels bilden 4 vollplastisch ausgearbeitete und vergoldete Karyatiden
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Der Hammerflügel von Johann Hinlle ist seiner Form und Ausstattung nach ein außergewönlich prachtvolles  Instrument, es ist solide und gut gebaut, der Erhaltungszustand der Originalsubstanz kann als außergewöhnlich gut bezeichnet werden. In der Bauweise folgt Johann Hinlle den zu seiner Zeit berühmten Wiener Instrumentenbauern Johann Fritz und Joseph Brodmann.


Der Hammerflügel wurde 2009 von dem Diplom-Restaurator für historische Tasteninstrumente Georg Ott mit freundlicher Unterstützung von Christopher Clarke/ Cluny  aufwendig restauriert. Dabei wurden u. a. belastungsbedingte, strukturelle Schäden am Instrument behoben: der Saitenanhang im Bass gerichtet und neu verleimt und die gesamt Diskant-Wand –Partie geöffnet, gerichtet und verleimt. Teilweise erhaltene Originalsaiten wurden dokumentiert und durch neue Saiten ersetzt um die Belastung des Flügels zu reduzieren. Die Mechanik wurde grundlegend reguliert und Intoniert, alle Originalteile und Tuche sind wieder verwendet, lediglich Fehlstellen ausgeflickt. Das Instrument wurde auch äußerlich komplet restauriert und der repräsentativen Ausstattung gemäß aufpoliert, wobei die größte Sorgfalt darauf gerichtet war, die historische Substanz und insbesondere auch die originalen historischen Lacke und Oberflächen vollständig zu erhalten.









© Christine Schornsheim und georg ott   2013